Im Juni 2016 setzte ich nach über 15 Jahren endlich die Pille ab. Von einem auf den anderen Tag, ohne vorher mit meiner bisherigen Frauenärztin zu sprechen. Und dann hatte ich erst nach 6 Monaten wieder meine Periode. Die ersten Monate relativ harmlos und völlig schmerzfrei, bis ich im September 2017 in einem Geschäftstermin saß und wie aus dem Nichts aus dem Leben geschossen wurde. Ich konnte vor Schmerzen kaum noch klar denken, fühlte mich so, als ob ich gleich ohnmächtig werden würde und wollte einfach nur noch raus aus diesem Konferenzraum, ging nur leider nicht. Meine Rettung war meine Kollegin, die zufällig immer Aspirin dabei hatte und mich sofort damit versorgen konnte. Nach 30 Minuten ging es mir wieder halbwegs gut und ich wusste erstmal gar nicht, was eigentlich los war…und diese Schmerz- und Ohnmachtsattacken kamen von da an, jeden Monat, wenn ich meine Periode bekam.
Ich weiß noch genau, wie ich jedes Mal dachte: Das kann doch nicht normal sein, oder?
Zwei, drei Tage im Monat war ich komplett raus. Ich lag im Bett, halb ohnmächtig vor Schmerz, mit Kirschkernkissen, Schmerztabletten (die kaum was gebracht haben) und dem Gedanken: Warum ist das bei mir so schlimm?
Ich konnte kaum aufstehen, geschweige denn arbeiten oder Freunde treffen. Und jedes Mal hieß es: „Ja, Regelschmerzen halt.“
Aber mein Körper schrie einfach nur: Nein, das ist nicht normal!
Und ehrlich, ich hatte Glück.
Meine neue Gynäkologin war eine von den Guten. Schon bei der Untersuchung sprach sie den Verdacht an: Endometriose.
Wenige Wochen später lag ich im OP und bekam endlich eine klare Diagnose.
Ich erinnere mich an das Gefühl danach: Erleichterung, Angst, Unsicherheit, alles auf einmal.
Endlich wusste ich, was los war. Aber gleichzeitig rückte mein Kinderwunsch in weiter Ferne. Denn mein Freund und ich hatten gerade beschlossen unseren Kinderwunsch anzugehen.
Was ist Endometriose überhaupt?
Endometriose ist, kurz gesagt, wenn sich Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter ansiedelt, also da, wo es eigentlich gar nicht hingehört.
Diese Herde können an Eierstöcken, Eileitern, Blase, Darm oder im gesamten Bauchraum auftreten. In schweren Fällen sogar an Zwerchfell oder Lunge (ja, wirklich!).
Und das Gemeine: Diese Herde reagieren zyklusabhängig auf Hormone, sie bluten also mit jeder Periode mit. Nur: Das Blut kann nicht abfließen.
Dadurch entstehen Entzündungen, Verwachsungen, Narben und… richtig, höllische Schmerzen.

Wie erkennt man Endometriose?
Ganz ehrlich? Viele erkennen sie erst nach Jahren.
Weil die Symptome so „normalisiert“ werden. Weil viele Ärztinnen und Ärzte die Krankheit noch immer unterschätzen.
Aber hier sind Anzeichen, bei denen du hellhörig werden solltest:
- Starke Regelschmerzen, die dich komplett lahmlegen
- Schmerzen beim Sex oder beim Wasserlassen
- Übelkeit, Kreislaufprobleme, Ohnmachtsgefühle während der Periode
- Chronische Unterbauchschmerzen (auch außerhalb der Periode)
- Unerfüllter Kinderwunsch
Wenn du dich in mehreren Punkten wiedererkennst: bitte geh dem nach.
Dein Körper macht das nicht, um dich zu ärgern, er versucht, dir etwas zu sagen.
Wer erkennt Endometriose?
Am besten suchst du direkt eine Endometriose-Spezialistin oder ein zertifiziertes Endometriose-Zentrum auf.
Normale gynäkologische Untersuchungen reichen oft nicht, um sie zu erkennen, auf dem Ultraschall sieht man sie nur, wenn sie schon sehr ausgeprägt ist.
Die sichere Diagnose erfolgt meist per Bauchspiegelung (Laparoskopie).
Und ja, das klingt erstmal beängstigend. Aber für mich war es der wichtigste Schritt überhaupt.
Endlich hatte mein Schmerz einen Namen.
Und ab da konnte ich Stück für Stück anfangen, zu heilen.
Welche Symptome sind typisch für Endometriose?
Die Liste ist lang, aber hier die häufigsten:
- Krampfartige Schmerzen im Unterleib (vor, während oder nach der Periode)
- Starke Blutungen
- Rückenschmerzen
- Müdigkeit, Erschöpfung (viele nennen es „Endo-Fatigue“)
- Verdauungsprobleme (Blähungen, Verstopfung, Durchfall)
- Schmerzen beim Sex
- Unerfüllter Kinderwunsch
Und das Tückische: Die Intensität der Symptome sagt nichts über die Ausprägung der Krankheit aus.
Manche haben wenige Herde, aber extreme Schmerzen. Andere viele Herde und merken kaum was.
Mein persönlicher Weg mit Endometriose
Nach meiner OP war erstmal alles durcheinander. Denn neben der Endometriose wurde auch eine 7 Zentimeter große Zyste an meinem rechten Eierstock gefunden.
Ich war dankbar für die Diagnose, aber auch unendlich traurig, dass mein Kinderwunsch nun in weiter Ferne gerückt war. Denn von da an sollte mein Leidensweg erst so richtig beginnen, diese erste OP 2019 sollte nicht meine letzte sein.
Heute weiß ich: Endometriose verändert dein Leben – aber sie definiert dich nicht.
Ich habe gelernt, meinen Körper ernster zu nehmen.
Ich achte auf Ernährung, auf Ruhephasen, auf Bewegung, die mir guttut.
Und ja – der Kinderwunsch war da, aber ich hatte gelernt, ihm Zeit zu geben.
Was du tun kannst, wenn du Endometriose vermutest
- Führe ein Schmerz- und Zyklustagebuch.
Notiere, wann, wo und wie stark die Schmerzen auftreten. Das hilft Ärzten enorm. - Suche dir eine Spezialklinik.
Auf der Website der Endometriose-Vereinigung Deutschland findest du zertifizierte Zentren in deiner Nähe. - Ernährung anpassen.
Entzündungshemmende Ernährung (z. B. mit Omega-3, Kurkuma, wenig Zucker) kann helfen. - Wärme & Entspannung
Eine gute Wärmflasche, sanftes Yoga, Magnesium oder CBD-Öl können Wunder wirken. - Lass dich psychologisch unterstützen.
Endometriose betrifft nicht nur den Körper, sondern auch das Herz. Austausch hilft enorm.
Q&A – Häufige Fragen zu Endometriose
1. Ist Endometriose heilbar?
Leider nicht vollständig. Aber: Sie ist behandelbar. Mit Operationen, Hormontherapie und Lebensstiländerungen lassen sich Symptome stark lindern.
2. Wie kann Endometriose behandelt werden?
Je nach Schweregrad: hormonell (z. B. Pille, Hormonspirale), operativ (Bauchspiegelung) oder ganzheitlich (Ernährung, Schmerztherapie, Physiotherapie).
3. Kann ich mit Endometriose schwanger werden?
Ja, viele Frauen werden trotz Endometriose schwanger. Es kann länger dauern, aber es ist möglich, mit Unterstützung, Geduld und den richtigen Ärzt:innen.
4. Wie finde ich die richtige Ärztin?
Suche gezielt nach „Endometriosezentrum + deine Stadt“. Lies Bewertungen, frage in Foren oder Facebook-Gruppen nach Empfehlungen.
5. Was kann ich selbst tun?
Hör auf deinen Körper. Mach Pausen, gönn dir Ruhe.
Ernähre dich entzündungsarm, bewege dich sanft, und vor allem: Lass dich ernst nehmen.
Fazit: Du bist nicht allein
Wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest, bitte glaub mir: Du bist nicht verrückt.
Deine Schmerzen sind echt.
Und es gibt Wege, damit umzugehen.
Endometriose ist eine Herausforderung, ja. Aber sie zeigt dir auch, wie stark du wirklich bist.
Ich wünsche mir, dass mehr Frauen früher gehört werden – und dass kein Arzt mehr sagt: „Das ist halt so bei Frauen.“
Also, falls du gerade im Bett liegst mit Wärmflasche und Tränen in den Augen:
Atme tief durch.
Du bist nicht allein. ❤️
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